Wir glauben, dass die Voraussetzungen für den Beginn des nächsten Rohstoff-„Superzyklus“ gegeben sind. Die weltweiten Bemühungen, die Klimakrise als solche zu erkennen und zu bewältigen, werden ein massives Elektrifizierungs- und Dekarbonisierungsprogramm erfordern und dürften in den kommenden Jahrzehnten eine erhebliche Nachfrage nach bestimmten Rohstoffen schaffen. Im Folgenden werfen wir unter Berücksichtigung der Lehren aus der Vergangenheit einen Blick auf die potenziellen Gewinner und Verlierer des nächsten Rohstoff-Superzyklus.
Das Betreiben von Minen ist eine notorisch zyklische Branche, da dieser Wirtschaftsbereich sehr kapitalintensiv ist und es lange dauert, bis neue Kapazitäten aufgebaut sind. Dies bedeutet, dass die Preise bei einem unerwarteten Anstieg der Nachfrage über mehrere Jahre hinweg hoch bleiben können, bevor zusätzliches Angebot in die Produktion gelangt. Im Umkehrschluss können Minenbetreiber bei einem Nachfragerückgang gezwungen sein, geplante Investitionsvorhaben bis weit in den nächsten Zyklus hinein aufzuschieben.
Gelegentlich treffen mehrere Faktoren aufeinander, um einen Superzyklus auszulösen, der die Preise bestimmter Rohstoffe über viele Jahre hinweg, teilweise für mehr als ein Jahrzehnt, ansteigen lässt. Diese Ereignisse folgen in der Regel auf eine längere Periode schleppender Nachfrage und mehrere Jahre mit geringen Investitionsausgaben in der Bergbauindustrie.
Der letzte Rohstoff-Superzyklus fand zu Beginn des neuen Jahrtausends statt und wurde durch den Infrastrukturboom in China ausgelöst. Nach fast zwanzig Jahren stagnierender Rohstoffpreise führte dies zu einem enormen Anstieg der Nachfrage nach bestimmten Rohstoffen wie Öl, Eisenerz, Kupfer und Stahl. Der daraus resultierende Preisanstieg bei diesen Rohstoffen war für die Volkswirtschaften, die sie exportierten, von Vorteil, führte aber auch zu erheblichen Herausforderungen für die Verbraucher in anderen Teilen der Welt. Während wir einige Parallelen zwischen der Geschichte und den heutigen Rohstoffmärkten erkennen, halten wir es für wichtig hervorzuheben, dass jeder Zyklus auch seine eigenen Merkmale und Triebkräfte hat. Wir glauben, dass der aktuelle Zyklus von der grünen Welle angetrieben wird.
Die grüne Welle
Wie wir an der Klimakonferenz COP-26 und anderen wichtigen globalen Umweltveranstaltungen in den letzten Jahren gesehen haben, wird der Wunsch, etwas gegen die Klimakrise zu unternehmen, weltweit von einer außerordentlichen Dynamik getragen. Wir müssen unsere Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen rasch verringern und uns von einer übermäßig konzentrierten Energieversorgung lösen, bevor es zu spät ist. Dies bedeutet, dass wir mehr Energie aus erneuerbaren Quellen wie Windkraft, Solarenergie und Wasserstoff erzeugen und den Verbrennungsmotor schrittweise zugunsten von Elektrofahrzeugen abschaffen sollten.
Um bis zum Jahr 2050 CO2-neutral zu werden, müssen schrittweise geschätzte 56 Billionen US-Dollar in entsprechende Infrastrukturprojekte investiert werden. Bestimmte Metalle wie Kupfer, Lithium und Kobalt sind für den Erfolg der Dekarbonisierung von entscheidender Bedeutung. Bemerkenswert ist, dass die meisten Rohstoffe, die den nächsten Superzyklus antreiben dürften, in den Schwellenländern der nächsten Generation gefördert werden.
Kupfer
Kupfer ist zu dem grünen Metall geworden, auf das wir uns alle konzentrieren sollten. In einer Drei-Megawatt-Windturbine werden fast fünf Tonnen Kupfer verbaut, und auch in unseren Stromnetzen ist Kupfer ein unerlässlicher Werkstoff. Mehr als ein Drittel der weltweiten Kupferreserven lagern in zwei südamerikanischen Schwellenländern der nächsten Generation: Chile und Peru. In Afrika werden die Demokratische Republik Kongo und Sambia zu immer wichtigeren Kupferlieferanten.
Quelle: U.S. Geological Survey, Mineral Commodity Summaries per Januar 2022
First Quantum Minerals betreibt in Sambia eine der größten Kupferminen der Welt. Das Unternehmen ist gut positioniert, um von einer Aufwertung des Kupferpreises in den nächsten zehn Jahren zu profitieren: Die Nachfrage wächst stetig und das Angebot ist beschränkt.
Lithium
Die zunehmende Verbreitung von Elektrofahrzeugen ist ein klarer Nachfragetreiber für Lithium und verschiedene andere Metalle. Chile und Argentinien sind zwei der größten Lithiumproduzenten der Welt. Die Lithiumnachfrage dürfte in den nächsten Jahren um 20–25 % pro Jahr steigen, und wir gehen davon aus, dass die Lithiumpreise von dieser starken Nachfrage – in Verbindung mit der typischen Verzögerung von fünf bis sieben Jahren bei der Inbetriebnahme neuer Minen – profitieren werden.
Quelle: Redwheel per Mai 2022
SQM betreibt in Chile eine der größten Lithiumminen der Welt und ist gut positioniert, um von diesem Preisumfeld zu profitieren. Das Unternehmen dürfte im kommenden Jahr ein robustes Produktionswachstum verzeichnen, und seine Projekte sind kostengünstiger als die vieler seiner Konkurrenten.
Gewinner und Verlierer
In jedem Rochstoff-Superzyklus gibt es Gewinner und Verlierer. Einzelne Unternehmen wie First Quantum und SQM können von der grünen Welle profitieren, die bereits an Fahrt aufnimmt. Netto-Rohstoffexportländer können jedoch auch von einer verbesserten Haushaltslage, höheren Staatsausgaben, einer Zunahme von internen Infrastrukturinvestitionen und der Schaffung von Arbeitsplätzen profitieren. Gleichzeitig setzt eine steigende Inflation jedoch auch die Verbraucher in anderen Teilen der Welt, welche wichtige Rohstoffe importieren, unter Druck. Die entsprechenden Auswirkungen sind bereits spürbar. Der Einmarsch Russlands in der Ukraine hat viele der bereits bestehenden Angebotsdefizite noch verstärkt.
Insgesamt meiden wir Länder, die einer herausfordernden, mit höheren Rohstoffpreisen und steigender Inflation einhergehenden Konsumdynamik ausgesetzt sind. Wir konzentrieren uns vorerst auf die Nettoexporteure dieser Rohstoffe, bei denen das Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage auf ein positives zukünftiges Preisumfeld schließen lässt.
Ein Blick in die Zukunft
Obwohl der nächste Rohstoff-Superzyklus viele der Merkmale der vorangegangenen Zyklen aufweisen dürfte, glauben wir, dass eine andere Auswahl von Rohstoffen im Zentrum stehen wird. Kupfer, Lithium, Kobalt und andere Metalle, die für die Dekarbonisierung unerlässlich sind, werden am stärksten profitieren, und diese Rohstoffe werden hauptsächlich in den Schwellenländern der nächsten Generation in Südamerika, Afrika und Asien gefördert. Aus diesem Grund haben wir Rohstoffe als eines der drei Hauptthemen identifiziert, die im Zentrum der Redwheel Next Generation Emerging Markets Strategie stehen.
Damit schließen wir unsere dreiteilige Serie über den „altbekannten Pfad zum Wachstum“ ab. Die Attraktivität der vielfältigen Einzelunternehmen in unseren drei Themenbereichen „Rohstoffe“, „Vom Tourismus geprägt“ und „Neue Fabriken der Welt“ stimmt uns zuversichtlich für die langfristigen Aussichten der Redwheel Next Generation Emerging Markets Strategie. Wird die nächste wirtschaftliche Überraschung im Jahr 2050 Kenia, Indonesien oder Vietnam sein? Auf alle Fälle ist es ein Investitionspfad, der es wert ist, erkundet zu werden.
Wichtige Hinweise:
Keine Anlagestrategie und keine Risikomanagementtechnik kann Renditen garantieren oder Risiken in jedem Marktumfeld ausschalten. Vergangene Wertentwicklungen sind kein Indikator für zukünftige Ergebnisse. Die Preise von Anlagen und deren Erträge können sowohl fallen als auch steigen, und die Investition eines Anlegers kann ganz oder teilweise verloren gehen. Prognosen und Schätzungen beruhen auf subjektiven Annahmen über Umstände und Ereignisse, die möglicherweise noch nicht eingetreten sind und möglicherweise auch nie eintreten werden. Die in diesem Artikel geäußerten Aussagen und Meinungen sind die des Autors zum Zeitpunkt der Veröffentlichung und geben nicht unbedingt die Meinung von Redwheel wieder. Dieser Artikel stellt keine Anlageberatung dar und die dargestellten Informationen dienen lediglich der Veranschaulichung.